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Sanierungsmanagement

Straße der Zukunft Part 2

17.01.2022

Zukunftsideen mit viel Tragfähigkeit

Was geht in Sachen „Straße der Zukunft“? Ein halbes Jahr nach dem
Einführungsworkshop direkt vor Ort an der Weststraße luden die beiden Moderatoren Hanna Companie (StEIn GmbH) und Simon Möser (Klimaschutzmanager Stadt Steinfurt) die Anwohner am Montagabend zu einer Infoveranstaltung, um sie auf den aktuellen Stand des Pilotprojekts zu bringen. Was von den geäußerten Ideen ist umsetzbar, was nicht? Immerhin 16 Personen waren in die Gaststätte Börger gekommen, um Antworten zu erhalten und zu diskutieren. „Lassen Sie Ihren Träumen freien Lauf!“ hatte Uli Ahlke beim Workshop im August den Teilnehmern des Projekts zugerufen, das wegen des hohen Maßes der Bürgerbeteiligung Vorbildcharakter für weitere Vorhaben genießt. Die ließen sich vom Vorsitzenden des Vereins „Wie wollen wir leben?“ nicht lange bitten – und bescherten den Verantwortlichen eine Fülle von Anregungen. Auch wenn sich nicht alle davon umsetzen lassen werden, der Tenor der Anwohnerwünsche wurde schnell deutlich:
Mehr Ökologie, Umstellung der Wärmeversorgung auf Erneuerbare Energien und
eine verbesserte Aufenthaltsqualität. Allesamt Dinge, die in dem in den 1950er-Jahren entstandenen Wohnquartier derzeit (noch) fehlen.

Wünsche wie eine Quartiers-Tiefgarage oder eine Tiny-House-Kleinsiedlung fallen zwar schon angesichts mangelnder Finanzierungsmöglichkeiten unter die Kategorie „unerfüllbarer Luxus“. Zahlreiche weitere Anregungen indes sollen unter dem Aspekt der Energiewende und als Beitrag zum Klimaschutz realisiert werden. Wie das Ergebnis einmal aussehen könnte, zeigte eine Visualisierung in Form eines animierten Videos, das Companie und Möser gleich zu Beginn der Veranstaltung an die Wand projizierten. Photovoltaik auf fast allen Hausdächern zur dezentralen Stromerzeugung, begrünte Garagendächer für eine Verbesserung des Mikroklimas, Obstbäume am Straßenrand als CO2 -Speicher und zur Verkehrsberuhigung, Lademöglichkeiten für E-Autos, ein Gemeinschafts- oder Mehrgenerationenplatz, der den bisherigen Spielplatz ablöst sowie ein Wärmenetzverbundsystem sollen demnach in einem Zeithorizont von 15 Jahren Wirklichkeit werden. Dazu soll, so kündigte Möser an, eine Steuerungsgruppe aus Mitarbeitern der Stadt und der Stadtwerke installiert werden, die die Maßnahmen in Abstimmung mit den Anwohnern koordiniert. Als finanzielle Grundlage für die Aufnahme der Planungsarbeit seien im Haushalt der Stadt für dieses Jahr 2000 Euro eingestellt. Gute Nachrichten hatten Möser und Companie im Punkt Gemeinschaftsplatz für die Anwohner. Die Politik habe grünes Licht für eine Aufnahme des Teilprojekts in die städtische Spielplatzbedarfsplanung gegeben. Dies sei Grundlage dafür, finanzielle Mittel aus dem entsprechenden Topf zu bekommen. 45 000 Euro stünden aktuell bereit. Um die Kosten niedrig zu halten, sei eine Beteiligung der Anwohner in Form einer Muskelhypothek vorgesehen. Aus der Anwohnerschaft kam der Hinweis, eventuell auch die Heinrich-Neuy-Grundschule und die Kindertagesstätte mit einzubinden.
Das Areal sei groß genug für einen Schul- oder Kita-Garten. Die Anpflanzung weiterer Straßenbäume sei in vielerlei Sicht sinnvoll, müsse aber, so Möser, in enger Abstimmung mit den Stadtwerken erfolgen. Hintergrund seien zahl-
reiche Versorgungsleitungen, die im Untergrund verlegt sind. Geschäftsführer Rolf Echelmeyer, der der Versammlung als Gast beiwohnte, betonte, dass der Energieversorger für Standortvorschläge offen sei. Es sei technisch „vieles möglich“. Ähnlich äußerte der Stadtwerke-Chef sich auch zum Thema lokales Nahwärmenetz unter Nutzung Erneuerbarer Energien. Echelmeyer: „Wir bieten hier ausdrücklich unsere Hilfe bei der Umsetzung von Verbundlösungen an.“ Hanna Companie ergänzte, dass in diesem Zusammenhang auch eine Machbarkeitsstudie durch die FH geplant sei. Den nötigen finanziellen „Push“ könnte die Umstellung der aktuell noch größtenteils mit Gas und Öl betriebenen Heizungen wie auch die Bestückung der Dächer mit PV durch eine Förderung erhalten, die das Land den Kommunen Ende vergangenen Jahres als Ausgleich für die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Aussicht gestellt hat.
Auf Grundlage der so genannten Billigkeitsrichtlinie winkt der Stadt ein Betrag in
Höhe von 90 000 Euro, der für kommunale Klimaschutzinvestitionen ausgegeben
werden kann, so Möser. Die Verwendung für den genannten Zweck stehe indes noch unter dem Vorbehalt der Politik. Konkret, so kündigte Hanna Companie abschließend an, wolle man nunmehr in die Umsetzung des Teilprojekts Gemeinschaftsplatz einsteigen und dafür eine Arbeitsgruppe gründen. Es soll die Initialzündung zur weiteren Umsetzung der „Straße der Zukunft“ werden. Companie: „Es ist noch ein langer Weg, aber die Dinge sind angestoßen.“