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Sanierungsmanagement

Familie hat 400 Jahre altes Haus gekauft: „Wir mögen halt alte Sachen“

Ein studierter Denkmalpfleger und eine Historikerin haben in Burgsteinfurt ein 400 Jahre altes Haus gekauft. Zwei Jahre soll die Renovierung dauern, eher länger. Das Haus steht nämlich unter vorläufigem Denkmalschutz.

Plötzlich standen Denkmalschützer im staubigen Hausflur. Sie waren zufällig vorbeigekommen, erzählt Robert Haas-Zens, schauten sich neugierig um, und der neue Besitzer des uralten Hauses wusste nicht, ob er lachen oder die Experten irgendwie freundlich wieder auf die Straße schubsen sollte. Inzwischen ist er froh, dass sie sich kennengelernt haben. Das Haus steht unter vorläufigem Denkmalschutz – und seine künftigen Bewohner sind sicher, dass sie davon eher profitieren.

Das ist nicht selbstverständlich. Oft ziehen die Fachleute vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe heftigen Ärger auf sich, wenn sie aus ihrer Sicht Schützenswertes zum Denkmal erklären. Wenn ein Bauer etwa den alten Speicher nicht mehr abreißen darf, der auf seinem Hof im Wege steht, oder Bewohner uralter Häuser nicht so umbauen dürfen, wie sie wollen. Dann trösten oft selbst die Zuschüsse nicht, die es für die Restaurierung von Denkmälern gerne mal gibt.

Über die Jahrhunderte wurde viel verändert

Aber Robert Haas-Zens und seine Freundin Marie Engbring sind da ganz entspannt. Kein Wunder: Er ist studierter Denkmalpfleger, sie Historikerin: Das Alte zu erhalten liegt ihnen im Blut, da brauchen sie keine Verbote und Gebote. „Die Sachen haben ihre Berechtigung, und deshalb wollen wir sie nehmen, wie sie sind“, sagt der 31-Jährige. Und seine Freundin ergänzt: „Wir mögen halt alte Sachen!“

Renovierung eines 400 Jahre alten Hauses in Burgsteinfurt

Zu ihrem Denkmal kamen die beiden eher zufällig. Im Studium lernten sich der Vogtländer und die Burgsteinfurterin kennen. Weil sich die Abschlussarbeit von Robert Haas-Zens um die Tempelruine in einem schottischen Landschaftsgarten drehte, ging die junge Familie für sieben Monate nach Schottland. Dort kamen das dritte Kind Jule und damit der Wunsch, wieder näher bei der Familie zu wohnen. Also schauten sie sich im Steinfurter Ortsteil Burgsteinfurt um und stießen auf ihr jetziges Haus. „Ich habe mich sofort verguckt“, erinnert sich Robert Haas-Zens an den Tag, für den er rübergeflogen war, um das Haus anzuschauen. „Aber mir war auch klar: Wenn wir das nehmen, wollen wir es auch umfassend sanieren.“

Sie schlugen zu.

Jetzt sanieren sie.

Vor etwa 400 Jahren wurde das Fachwerkhaus in einer Seitenstraße des historischen Ortskerns von Burgsteinfurt gebaut – offenbar von Ackerbürgern: Bauern, die es zu Wohlstand gebracht hatten. „Höchstwahrscheinlich haben sie hier auch Vieh gehalten“, sagt Haas-Zens. Alles sieht so aus, als habe es mal eine klassische Tenne gegeben, ein Scheunentor, eine höher gelegene Upkammer und Wohnräume im hinteren Bereich. Doch über die Jahrhunderte wurde viel verändert, umgebaut, umstrukturiert. Neue Wände wurden eingezogen, Decken abgehängt, verputzt, vermauert, verkleidet.

Immer dabei sind die Denkmalschützer 

1903 kam eine neue Fassade. In den 60er und 70er Jahren wurde noch einmal umgestaltet. „Ein gewisser Kon­trast“, sagen die neuen Besitzer und finden genau das spannend. Seit November leben sie in einer Wohnung in Burgsteinfurt, im Februar unterschrieben sie die letzten Verträge, seitdem werkeln sie an der Hahnenstraße. „Hier musste erst mal Luft rein“, erklärt Haas-Zens. Also rissen sie Rigips-Verkleidungen von den Wänden, entfernten Styropor-Verkleidungen und legten Wände frei. „Wir möchten in etwa auf den Zustand von 1903 zurück – die Gründerzeit hat ja auch einen gewissen Denkmalwert.“

Der Weg ist noch lang. Derzeit blickt der Besucher auf nackte Wände, wankt über wackelige Holzbohlen und steht unter löchrigen Pfannen. Mindestens zwei Jahre soll die Renovierung dauern, eher länger. Dafür winken von verschiedenen Stellen Zuschüsse und Steuervorteile. Denkmalschutz kostet – da wird geholfen.

Immer dabei sind inzwischen die Denkmalschützer des Landschaftsverbands. „Wir müssen alles mit denen klären“, sagt das junge Paar. Aber das ganz ohne Frust: Denn das Bewahren liegt Marie Engbring und Robert Haas-Zens ja eh im Blut. Da verzichten sie auch gerne auf ein stilbrechendes Dachflächenfenster.